2016.03.09
Die Domingos
DIE DOMINGOS BEREICHERN DIE SCHLAGERWELT MIT KONSEQUENTER FANNÄHE UND BEEINDRUCKENDEM TECHNISCHEN KÖNNEN.
Die Empörung ist Harald Meyer und Ralf Krüger deutlich anzumerken und sie ist berechtigt. Kaum ein Markt in Deutschland, der so konsequent die Interessen seiner Zielgruppen klein denkt, bisweilen gar ignoriert, wie eben jener krisengeschüttelte und –erprobte Musikmarkt. Auch Erfolgskomponist Ralph Siegel beklagt in dieser Ausgabe des MUSIKANT Magazins den beschriebenen Zustand und benennt nachvollziehbare Gründe für diese Entwicklung. Für „Die Domingos“ ist klar: „Auch Kultursendungen, Operetten und andere Spielarten haben Ihre Berechtigung und müssen in Gebühren finanziertem Programm vorkommen. Sendeanstalten blockieren in weiten Teilen in der Regel zwei Kanäle mit eigentlich gleicher Musikfarbe: Oldies und klassischen Pop. Warum führt man diese Inhalte nicht auf einem Sender zusammen und spielt auf dem dann freigewordenen Schlager?“
Ungewöhnliche Umstände erfordern nicht immer auch ungewöhnliche Maßnahmen, zumindest aber eine möglicherweise intensivere Analyse der eigenen Situation und der daraus resultierenden Möglichkeiten. Für Harald Meyer und Ralf Krüger ist klar, dass TV-Direktvermarktung wesentlicher Teil der Vermarktungsstrategie ihrer Platten sein muss. „Ein Produkt ohne Fernseh-Support hat es extrem schwer, sich dem Wettbewerb zu stellen und sich dort überhaupt zu behaupten“, erklären beide. „Zum einen erreicht die Musik über Fernsehkanäle sehr viele Menschen direkt, andererseits werden die Verkäufe auch direkt relevanten Stellen wie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und Media Control gemeldet. Ohne diese statistischen Effekte ist ein Charteinstieg nicht möglich.“
FANS HABEN EINEN ANSPRUCH AUF KÜNSTLER ZUM ANFASSEN
Im Falle der Domingos sind zwei weitere spezifische Eigenarten ebenfalls sehr entscheidend im Künstleralltag. Die Nähe zu den Fans des eigenen Schaffens ist sehr auffällig und geht weiter über die in der Musikbranche üblichen Meet & Greet-Minütchen hinaus. Autogrammstunden sind ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert und heute nicht mehr wirklich flächendeckend eingesetzt. Für die Musiker Meyer und Krüger ein Unding. „Aus unserer Sicht ist es der erste Schritt zum Aus, sich den Fans zu entziehen. Diese Menschen haben einen Anspruch darauf, Künstler zum Anfassen zu erleben. Für uns ist das überhaupt keine Frage, Autogrammstunden gehören genauso dazu, wie auf der Bühne zu stehen. Das sind tolle Möglichkeiten, weil wir auch die Wünsche unserer Hörer direkt mitbekommen und darauf eingehen können.“ Bemerkenswert und, wie gesagt, sicher alles andere als die Regel, auch nicht im Schlagerbusiness.
Der zweite angesprochene Erfolgsfaktor führte zur Überschrift: „Die Domingos“ sind Selbermacher. Ja, selbstverständlich ist die Plattenfirma Teil des Entwicklungs- und Produktionsprozesses einer jeden Langspielplatte. Ja, es gibt auch immer mal wieder an anderer Stelle helfende Hände und mitdenkende Köpfe. Wesentliche Bereiche der täglichen Arbeit aber bleiben fest in den Händen von Harald Meyer und Ralf Krüger, wie sie mit Stolz bestätigen.
DIE DOMINGOS SETZEN AUF KORG - LIVE UND IM STUDIO
Im Falle von Keyboarder Harald Meyer mit durchaus ungewöhnlicher Hilfe: Er nutzt mit dem KORG RK-100S ein sogenanntes Keytar, ein Umhängekeyboard, das man im Live-Bereich tatsächlich eher selten antrifft. „Ich habe so ein besonderes Keyboard lange gesucht, weil es jedem Bühnenmusiker eine Menge Vorteile bietet. Es ist aufgrund seiner Größe sehr handlich, hat eine gute Überschaubarkeit und ein tolles Spielverhalten, als ob es schon immer dazugehört. Und ich bin quasi überhaupt nicht eingeschränkt in meiner Bewegungsfreiheit“, erläutert Meyer, der im Studio allerdings klassisches KORGInstrumentarium nutzt.
Zu sehen ist das ungewöhnliche Keyboard in den kommenden Wochen und Monaten übrigens regelmäßig, zu sehr unterschiedlichen Gelegenheiten in vielen Teilen des deutschsprachigen Europa. „Unser Terminkalender ist schon ziemlich voll“, verraten die Musiker. „Neben sehr vielen Liveauftritten spielen wir verschiedene Fernsehshows. Insgesamt wird das ‚Thermen Open Air‘ in Bad Füssingen mit bis zu 10.000 Besuchern sicher ein Höhepunkt.“
Angesichts der Tatsache, dass die neue Platte „Ich flieg‘ mit Dir zu den Sternen“ derart gut aufgenommen wurde, ist davon auszugehen, dass der Konzertstandort Bad Füssingen nicht der einzige bleiben wird, an dem „Die Domingos“ auf eine Menge begeisterter Zuhörer treffen. Es sei ihnen gegönnt!