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Künstler

2016.03.09

Die Domingos

Die Selbermacher

DIE DOMINGOS BEREICHERN DIE SCHLAGERWELT MIT KONSEQUENTER FANNÄHE UND BEEINDRUCKENDEM TECHNISCHEN KÖNNEN.
ERFOLG HAT IMMER GUTE GRÜNDE
 
Auf den ersten Blick keine auffälligen Eigenschaften, Umstände, Äußerlichkeiten, Produkte. Das Schlagerduo „Die Domingos“ mixt die typischen Eigenschaften dieses überaus erfolgreichen Genres zu einer durchaus individuellen Marke mit hohem Identitätsfaktor und erstaunlichem Wiedererkennungswert. Kein Wunder, dass die Halbwertszeit des Schaffens der beiden Norddeutschen Harald Meyer und Ralf Krüger nicht abzusehen ist. Im Gegenteil: Der Erfolg wächst in zunehmendem Maße. Erst der zweite Blick offenbart doch den einen oder anderen Unterschied zu Mitbewerbern im deutschen Schlagermarkt. Vielleicht war es sogar auch erst das dritte oder vierte Hinsehen im Verlaufe der üblichen Recherchearbeit. Das liegt weniger daran, dass die beiden Künstler ihre Strategie so gut tarnen würden, als vielmehr an dem Umstand, dass „Die Domingos“ herrlich unprätentiös daherkommen, geerdet, in sich ruhend, dennoch fokussiert, gleichzeitig künstlerisch auf höchstem Niveau agierend. Erfolg hat immer gute Gründe.
 
Harte Arbeit steckt im jüngsten Streich der beiden Schlagerstars „Ich flieg‘ mit dir zu den Sternen“. Zwar durfte man aufgrund älterer Erfolge, umfangreicher Konzerte und einer beeindruckenden Fanbasis über Deutschlands Grenzen hinaus positive Rückmeldungen in Form verkaufter Einheiten erwarten, selbstverständlich ist das für die Herren Meyer und Krüger allerdings längst nicht, auf keinen Fall planbar, man kennt das Geschäft zu gut.
 
„Der aktuelle Zuspruch überrascht uns tatsächlich ein wenig, umso größer ist unsere Freude“, sagt Keyboarder Harald Meyer lachend. „Das Album ist gerade in die österreichischen Charts eingestiegen, ein paar Tage vorher waren wir auch in den deutschen Trendcharts. Man darf nie vergessen, wie viel intensive Arbeit und richtige Entscheidungen vom Anfang der Produktion bis zum letzten gemasterten Ton in dieser Platte stecken. Arbeit, die wir gemeinsam mit dem Team unserer Plattenfirma MCP Sound und Media bewältigt haben. Wenn den Hörern das Produkt dann tatsächlich gefällt, ist es ein tolles Gefühl und natürlich auch eine Erleichterung.“
 
Was den neutralen, analytischen Beobachter dann doch verwundert, ist die Nachhaltigkeit des Erfolges im Schlagergenre, muss man im Vergleich zum Popbusiness der Hitradiokultur doch mit einer deutlich weniger schlagkräftigen Ausspielkanälen arbeiten. Es gibt sie, die einschlägigen Formate für diese Art Musik, im Radio sukzessive eingeschränkt, im Fernsehen durchaus prominent platziert. Insgesamt aber ist der Schlager deutlich schlechter beleumundet als der klassische, in der Regel englischsprachige Popsong, mit quantitativen Konsequenzen in den relevanten Medien. Dennoch verkaufen sich die Produktionen seit Jahrzehnten auf beständig hohem Niveau.
 
 
 
DIE UNGLEICHBEHANDLUNG VON SCHLAGER UND POPMUSIK
 
„Helene Fischer ist ohne jeden Zweifel unser Aushängeschild und obwohl der Schlager im Grunde eine spürbar schlechtere Lobby hat im Vergleich zur Popmusik merken die Verantwortlichen in den Radiostationen an nicht wegzudiskutierenden Verkaufszahlen, dass ein nicht unbedeutender Teil der Hörerschaft Schlager wünscht“, erklärt Ralf Krüger, eine der beiden Stimmen der Domingos. Dabei sehen die die Profis gar keine großen Unterschiede zwischen den Spielarten, lassen aber durch ausführliche, engagierte Antworten erkennen, dass dies Ungleichbehandlung nicht nur für sie ein Thema ist, sondern in der gesamten Branche heiß diskutiert wird.
 
„Radiomainstream und Schlager liegen doch gar nicht so weit auseinander“, sagt Krüger. „Die Sender schränken sich im öffentlichrechtlichen Bereich doch selbst ein, viele spielen uns sehr wenig oder erst gar nicht. Und so verpassen sie auch Entwicklungen in unserem Genre, vielleicht sogar eine Trendwende. Wenn man die reine musikalische Produktion anschaut, die Beats, die Instrumentierung und auch die Taktung, sehen wir wenige Unterschiede.“
 
Wir nicken fleißig und stimmen zu. Und nehmen wir das Songwriting dazu, werden die Unterschiede noch geringer, allein auffallen wird dieser Umstand aufgrund der im Popbereich standardisierten englischen Sprache den meisten deutschen Muttersprachlern kaum. „Bei uns geht um Sehnsüchte, Liebe und Zusammengehörigkeit, im neuen Schlager zunehmend auch um kritische Themen. Mal ehrlich, geht es im Radiopop tatsächlich immer um Botschaften. Titel wie „Umbrella“ oder „How much is the fish“ sind für uns schwer textlich nachzuvollziehen“, positioniert sich Harald Meyer.
 
Eine Diskussion, die übrigens auch handfeste wirtschaftliche Facetten hat, wie beide Domingos nüchtern, vielleicht sogar ernüchtert ansprechen. „Schlager mag ein schlechteres Image haben, okay, aber es gibt eigentlich kaum ein Fest, kaum eine Hochzeit ohne Musik aus unseren Reihen und das gilt für Deutschland, Österreich und Teile der Schweiz. Wie ist es also möglich, dass ein Großteil der Ausschüttungen durch die GEMA ins Ausland fließt, obwohl die Rundfunkgebühren in Deutschland erhoben und bezahlt werden. Das ist eine von Sendern gesteuerte Ungerechtigkeit, die dazu führt, dass Texter und Komponisten, die sich mit Schlager befassen, rein rechnerisch kaum überlebensfähig sind.“

Die Empörung ist Harald Meyer und Ralf Krüger deutlich anzumerken und sie ist berechtigt. Kaum ein Markt in Deutschland, der so konsequent die Interessen seiner Zielgruppen klein denkt, bisweilen gar ignoriert, wie eben jener krisengeschüttelte und –erprobte Musikmarkt. Auch Erfolgskomponist Ralph Siegel beklagt in dieser Ausgabe des MUSIKANT Magazins den beschriebenen Zustand und benennt nachvollziehbare Gründe für diese Entwicklung. Für „Die Domingos“ ist klar: „Auch Kultursendungen, Operetten und andere Spielarten haben Ihre Berechtigung und müssen in Gebühren finanziertem Programm vorkommen. Sendeanstalten blockieren in weiten Teilen in der Regel zwei Kanäle mit eigentlich gleicher Musikfarbe: Oldies und klassischen Pop. Warum führt man diese Inhalte nicht auf einem Sender zusammen und spielt auf dem dann freigewordenen Schlager?“

Ungewöhnliche Umstände erfordern nicht immer auch ungewöhnliche Maßnahmen, zumindest aber eine möglicherweise intensivere Analyse der eigenen Situation und der daraus resultierenden Möglichkeiten. Für Harald Meyer und Ralf Krüger ist klar, dass TV-Direktvermarktung wesentlicher Teil der Vermarktungsstrategie ihrer Platten sein muss. „Ein Produkt ohne Fernseh-Support hat es extrem schwer, sich dem Wettbewerb zu stellen und sich dort überhaupt zu behaupten“, erklären beide. „Zum einen erreicht die Musik über Fernsehkanäle sehr viele Menschen direkt, andererseits werden die Verkäufe auch direkt relevanten Stellen wie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und Media Control gemeldet. Ohne diese statistischen Effekte ist ein Charteinstieg nicht möglich.“

FANS HABEN EINEN ANSPRUCH AUF KÜNSTLER ZUM ANFASSEN

Im Falle der Domingos sind zwei weitere spezifische Eigenarten ebenfalls sehr entscheidend im Künstleralltag. Die Nähe zu den Fans des eigenen Schaffens ist sehr auffällig und geht weiter über die in der Musikbranche üblichen Meet & Greet-Minütchen hinaus. Autogrammstunden sind ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert und heute nicht mehr wirklich flächendeckend eingesetzt. Für die Musiker Meyer und Krüger ein Unding. „Aus unserer Sicht ist es der erste Schritt zum Aus, sich den Fans zu entziehen. Diese Menschen haben einen Anspruch darauf, Künstler zum Anfassen zu erleben. Für uns ist das überhaupt keine Frage, Autogrammstunden gehören genauso dazu, wie auf der Bühne zu stehen. Das sind tolle Möglichkeiten, weil wir auch die Wünsche unserer Hörer direkt mitbekommen und darauf eingehen können.“ Bemerkenswert und, wie gesagt, sicher alles andere als die Regel, auch nicht im Schlagerbusiness.

Der zweite angesprochene Erfolgsfaktor führte zur Überschrift: „Die Domingos“ sind Selbermacher. Ja, selbstverständlich ist die Plattenfirma Teil des Entwicklungs- und Produktionsprozesses einer jeden Langspielplatte. Ja, es gibt auch immer mal wieder an anderer Stelle helfende Hände und mitdenkende Köpfe. Wesentliche Bereiche der täglichen Arbeit aber bleiben fest in den Händen von Harald Meyer und Ralf Krüger, wie sie mit Stolz bestätigen.

Unsere Alben sind von uns, vom ersten bis zum letzten Ton. Gleiches gilt für die Texte, nur so können wir unsere Musik in die Richtung steuern, in der wir sie gerne hätten. Wir wollen authentisch sein.“ Dabei läuft jede Produktion der Beiden nach einem ähnlichen Muster ab: Texten, die besten Stücke aus einem Pool an Ideen finden und die dann melodisch umsetzen, dann kommt das Einspielen der Instrumentenspuren, schließlich das Einsingen, Chorstimmen und abschließend das Mastering, der letzte Schliff für einen langen Arbeitsprozess, der nur wenig später dann auf den Bühnen der Republik den unmittelbarsten Weg zu den Menschen findet.



DIE DOMINGOS SETZEN AUF KORG - LIVE UND IM STUDIO

Im Falle von Keyboarder Harald Meyer mit durchaus ungewöhnlicher Hilfe: Er nutzt mit dem KORG RK-100S ein sogenanntes Keytar, ein Umhängekeyboard, das man im Live-Bereich tatsächlich eher selten antrifft. „Ich habe so ein besonderes Keyboard lange gesucht, weil es jedem Bühnenmusiker eine Menge Vorteile bietet. Es ist aufgrund seiner Größe sehr handlich, hat eine gute Überschaubarkeit und ein tolles Spielverhalten, als ob es schon immer dazugehört. Und ich bin quasi überhaupt nicht eingeschränkt in meiner Bewegungsfreiheit“, erläutert Meyer, der im Studio allerdings klassisches KORGInstrumentarium nutzt.

Zu sehen ist das ungewöhnliche Keyboard in den kommenden Wochen und Monaten übrigens regelmäßig, zu sehr unterschiedlichen Gelegenheiten in vielen Teilen des deutschsprachigen Europa. „Unser Terminkalender ist schon ziemlich voll“, verraten die Musiker. „Neben sehr vielen Liveauftritten spielen wir verschiedene Fernsehshows. Insgesamt wird das ‚Thermen Open Air‘ in Bad Füssingen mit bis zu 10.000 Besuchern sicher ein Höhepunkt.“

Angesichts der Tatsache, dass die neue Platte „Ich flieg‘ mit Dir zu den Sternen“ derart gut aufgenommen wurde, ist davon auszugehen, dass der Konzertstandort Bad Füssingen nicht der einzige bleiben wird, an dem „Die Domingos“ auf eine Menge begeisterter Zuhörer treffen. Es sei ihnen gegönnt!
 

Produktinformationen

RK-100S

KEYTAR

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