2016.03.09
Ingo Wolfgarten
Wenn der ziemlich große, junge Mann Ingo Wolfgarten die Szenerie betritt, steht Besonderes an. Ein Konzert? Gut möglich, Gregor Meyle vielleicht? Oder doch der beeindruckende Empfang eines Weltkonzerns? Eine Fernsehshow? Roter Teppich inklusive! Die eigene, dann doch etwas größer geratene Party? Ein Casting für jungen Musikernachwuchs? Der Aufzählung sei Einhalt geboten, der Beispiele genug genannt.
Wir möchten nicht, dass der geneigte, fleißig übende und sicherlich ebenfalls ziemlich talentierte Leser Übertreibung unterstellt und im Zuge des Weiterblätterns verpasst, einen mit ordentlich Fertigkeit gesegneten, durchaus humorigen, vor allem aber fleißigen Tausendsassa kennenzulernen. Das wäre überaus schade. Dabei ist der Versuch, das Schaffen von Ingo Wolfgarten zu fassen, sicher nicht im Ansatz aufgeblasen oder gar eitel. Die Begrifflichkeit Tausendsassa mit den Synonymen Universalgenie, Multitalent, Alleskönner oder, für unsere österreichischen Leser, Wunderwuzzi in jedem Falle gerechtfertigt.
Der Kölner Pianist lebt in dem Zustand, den wichtige Sonnenbrillenträger gerne als ultimatives Ziel definieren: Da darf einer richtig intensiv das tun, was er mit größtmöglicher Leidenschaft verbindet und lebt gleichzeitig davon. Spaß hat er auch dabei, spannende Menschen darf er treffen, immer wieder Applaus abgreifen, Autogramme schreiben und die Frauenwelt liegt ihm zu Füssen. „Glückspilz“, denkt der spröde Staatsbedienstete und geht weiterhin zum Lachen in den Keller. Natürlich vergisst der begeisterte Beobachter schnell, dass sich hinter all diesen schicken Attributen und Szenerien ziemlich viel Arbeit verbirgt, Fleiß sowieso, Disziplin ohne jedes Ende und natürlich ein Netzwerk an wertvollen Kontakten, das sich nicht von alleine entwickelt hat.
In einem abwechslungsreichen Interview erzählt Ingo Wolfgarten aus seinem Leben, die Rolle von Emotionen in der Musik, den Unterschied zwischen Köln und Berlin, die Besonderheiten seines Instrumentenfuhrparks und weltexklusiv den Grund, warum er überhaupt Musiker wurde.
Das kommt natürlich immer auch auf den Verlauf eines Auftritts an. Ich genieße es sehr, wenn der Funke überspringt, die Menschen begeistert, oder berührt sind. Als die Konzerte mit Gregor Meyle noch kleiner waren, gab es erstaunlich oft Tränen der Rührung im Publikum, das haut Dich als Musiker auf der Bühne dann schon auch selber aus den Latschen. Mir fällt eine Aufnahme ein von einem Konzert in der Kölner Kulturkirche; wenn man genau hinhört, ist mein brüchiger Background-Gesang zu hören, weil mir die Atmosphäre so unter die Haut ging, dass mir fast die Stimme weggesackt ist. Wenn es fließt, ist es einfach geil. Fließt es allerdings nicht, kann es auch körperlichen Schmerz bereiten.
Dein künstlerisches Engagement ist so vielfältig wie Deine Reputationsliste lang. Jede Recherche über Ingo Wolfgarten führt zu einer ultimativen Lobhudelei; wie lang und steinig war der Weg bis zu diesem Status?
Ist das so? Ich glaub, ich muss mich mal googeln (lacht.) Der Weg war tatsächlich nicht nur leicht. Aber wenn ich heute zurückschaue, fühlt sich alles, was passiert ist, oder eben nicht passiert ist, immer richtig an. Irgendwie war alles immer angemessen, auch wenn manche Sachen gerne auch etwas leichter hätten sein dürfen. Das schwierigste in der Berufsmusik ist die eigene Psyche, das eigene Ego. Ich neige dazu, alles, was ich tue klein zu reden, und mich im Vergleich immer als schlechter zu sehen. Dieses fehlende Selbstvertrauen zu überwinden, ist aber essenziell, weil jeder Frontmann eine starke Rückendeckung braucht und eben nicht jemanden, dessen Verunsicherung ansteckend ist. In der Rückschau war das wohl mein wichtigster Entwicklungsprozess.
Musik ist für mich etwas Totales. Da gibt es viele private Opfer, die du als Berufsmusiker bringen musst; du bist meistens irgendwo unterwegs, wenn andere frei haben, verbringst extrem viel Zeit am Instrument. Auf der anderen Seite darfst Du Menschen mit deinem Tun emotional berühren. Das kompensiert jeden Einsatz. Außerdem ist die Musik etwas extrem Verbindendes, und irgendwann kannst du zwischen privatem und beruflichem Umfeld nicht mehr unterscheiden, das macht ebenfalls vieles wett.
Puh, eine schwierige Frage. Am ehesten die Kombination aus Comedy und Musik. In der Schule habe ich viel Theater und Kabarett gemacht, das zieht sich auch wie ein roter Faden durch meine berufliche Laufbahn. Quatsch machen auf der Bühne, mit den Leuten reden, die Musik nicht zu ernst nehmen, Show und lustige Momente riskieren, ich glaube, das ist schon auch ein Teil von mir. Diese Attitüde, ich bin der Künstler und stehe hier oben und ihr seid das Publikum da unten, mag ich nicht. Es geht um das gemeinsame Erleben, einmal die ganze gemeinsame Palette bitte: lachen, weinen, ärgern. Mit Gregor habe ich mir immer die Bälle hin und her geworfen. Wenn er mal wieder zu lange braucht, um seine Gitarre zu stimmen, dann spiele ich auch heute noch gerne das Thema aus „Jeopardy“.
Rein musikalisch kann ich das noch nicht so genau sagen, da ich bisher noch kein eigenes Projekt auf die Bühne gebracht habe. Ich spiele und arrangiere immer nur für andere Künstler, da tritt die eigene Identität gerne in den Hintergrund. Man hat mir aber schon einmal gesagt, dass man meinen Stil erkennen kann. Warum das so ist, weiß ich allerdings nicht.
Du bist ein Multitalent, von Deinem Tastenjob für Gregor Meyle hast Du schon erzählt, gleichzeitig bespielst Du ebenso große Veranstaltungen für Weltkonzerne, machst Fernsehprojekte, hast unterschiedlichste Zielgruppen. Ist jeder Auftritt gleichermaßen mit Emotionen verbunden?
Als Musiker bin ich derjenige, der dafür arbeitet, die Emotionen zu erzeugen. Das funktioniert natürlich nicht immer gleich. Manchmal spielt man auf Events und denkt, dass überhaupt nichts geht. Am Ende findet sich dann aber doch jemand, der kommt und sich explizit bedankt. Das schlimmste Lob, was ein lieber Kollege einmal bei einem Firmenevent bekommen hat, war: ‚Hey, das war super, hat überhaupt nicht gestört‘. Ich kann also sagen, nein, nicht jeder Job ist in gleichem Maße mit Emotionen verbunden, aber ich arbeite immer daran.
Quasi nebenbei betreibst Du ein professionelles Tonstudio; wie viel Zeit nimmt dieser zweite Fokus in Anspruch und was sind aktuelle Projekte in diesem Kontext?
Das Tonstudio nutze ich nicht nur für Aufnahmen, sondern auch, um mich selber auf Projekte vorzubereiten. Eigenartigerweise ist meine Live-Arbeit sehr viel mehr geworden, seitdem ich das Studio mit einem Freund eröffnet habe und darum bin ich manchmal wochenlang nicht dort.
Aktuell habe ich ein Kinderhörspiel abgeschlossen, was zum Teil von den Kindern selber geschrieben wurde. Die Arbeit mit den Pänz, wie man in Köln sagt, war herzerfrischend, vor allem wegen der sieben Jahre alten Hauptdarstellerin. Sie war die jüngste, und gleichzeitig wahnsinnig gut, hatte aber gerade einen ganzen Haufen Milchzähne verloren, was uns die Tränen in die Augen getrieben hat. Zum einen, weil es so rührend war, wenn sie schauspielerisch in der Rolle aufging, und zum anderen, weil ihre Aussprache doch recht amüsant wurde und dadurch so perfekt in die Rolle passte. Sitz mal ohne zu lachen in der Regie, wenn jemand mit nur 16 Zähnen im Mund sagt: ‚Ihr blöden Puten!‘
Musikalisch werkele ich gerade an den Songs eines Popmusikers aus Köln, allerdings ist das alles noch sehr in der Entwicklung, darum keine Details.
Ich habe früher oft überlegt, ob ich mal eine gewisse Zeit nach Berlin ziehen möchte. Köln und Nordrhein Westfalen allgemein bietet aber eine unglaublich gute Basis für Musiker zum Überleben. Außerdem bin ich als gebürtiger Eifler, und seit zwanzig Jahren Wahlkölner mit der kölschen Lebensart verwachsen. Ich verstehe, was hier passiert und stehe total auf die kölsche, bisweilen auch etwas schroffe Art. Vor allem aber erfährt man hier eine gewisse Erdung. Die Denke, auch unter Musikern, ist hier tendenziell eher ergebnisorientiert, was mir liegt.
Das Berliner Motto „Arm, aber sexy“ hat zwar künstlerischen Reiz, aber, um mal einen Kollegen zu zitieren: ‚I love to make music, but I love it more, if I earn money with it‘. Ein Schlagzeuger aus Berlin hat mir mal erzählt, dass er die erste Gala-Anfrage aus Berlin erhalten hat, als er nach Köln gezogen ist. Ich verstehe die Dynamik dahinter zwar nicht, da Berlin eine fantastische Musikerszene hat, aber es ist auf jeden Fall ein Grund fürs Bleiben.
Zu KORG-Produkten habe ich eine ganz eigenartige Beziehung. Im ersten Moment bekomme ich oft keinen Zugang zu den Sounds, aber wenn ich dann damit arbeite, ist es haargenau das, was ich brauche. Ich muss zwar fast immer alles auf meine Bedürfnisse anpassen, aber wirklich großartig ist, dass ich es mit KORG auch kann.Ich habe andere Keyboards, die erst einmal mächtig Sound machen und sehr inspirierend wirken, um Ideen zu entwickeln, aber wenn es dann ernst wird, sind diese Sounds oft überzeichnet oder gehen im Bandkontext einfach unter. Das erlebe ich mit KORG so gut wie nie.
Der KRONOS ist aus meiner Sicht ohnehin unerreicht. Ich kenne kein Gear, was eine derartige Show-Organisation anbietet, bis hin zum Multitrack Audio Recording beziehungsweise Playback.
Und die PA Serie kenne ich schon seit dem PA1x. Den hatte ich sogar bei der Abschlusssendung von „Stars in der Manege“ mit dabei, weil ich ihn blind bedienen kann, und alles Wichtige drin steckt. Ich habe sogar mal im Stadion vor 25.000 Menschen für einen Gag „Something Stupid“ damit gespielt, das war dann aber schon ein sehr verrücktes Gefühl. Bisher konnte ich damit auch alles erzeugen, was ich für Partys brauche, vor allem weniger mit Midifiles, sondern besonders mit den Styles. Ich kann die Soli meines Saxophonisten strecken, reharmonisieren, alles spontan und live, der Workflow ist fantastisch, und lässt vieles zu, um sich aus dem Klischee behafteten Alleinunterhalter-Ding zu befreien. Ich kann so spontan und live arbeiten, dass es auch beim Publikum ankommt.
Ab und zu arbeite ich mit richtigem Drummer, kann dem einen Click aufs Ohr geben, die Drums flexibel auf einen anderen Ausgang routen, trotzdem weiter die Percussions hörbar auf die Anlage geben, dazu die Möglichkeit, dank der Pad-Taster Loops zum Rhythmus hinzu zu addieren, sehr schnell auf den Mix zugreifen zu können, die Liste könnte ich jetzt lange weiterführen. Und der Mikrofonverstärker klingt auch sehr gut. Dank Vocoder sind Gesangseffekte wie in der Bridge von „Get lucky“ kein Problem, und ein besonderer Hingucker.
Du hast also einen Fokus auf den KRONOS?
Im Moment würde ich tatsächlich sagen, dass der KRONOS mein wichtigster Begleiter ist, das hängt aber zu sehr vom Kontext ab. Davor war es mein Kawai MP6. Ich bin sehr Piano/Rhodes orientiert, weil ich oft sehr schnell zu einem musikalischen Ergebnis kommen muss. Da brauche ich ein einfach zu bedienendes Instrument, was gut klingt. Da war das Kawai perfekt. Aber jetzt, vor allem wo Gregor Meyle größere Konzerte spielt, brauchte ich mehr und habe mich in den KRONOS eingearbeitet. Das war nicht trivial, weil er extrem viele Möglichkeiten hat, vom Musiker aber auch verlangt, dass er sich damit auseinander setzt. Das habe ich gemacht, es hat sich gelohnt.
Als Fragesteller muss man einen Keyboarder auf das vermeintlich perfekte Tasteninstrument ansprechen; gibt es das?
Ein perfektes Tasteninstrument gibt es aber sicherlich nicht. Wäre ein Instrument perfekt, würden die Hersteller kein Geld mehr verdienen. Ein analoger Synth, eine Workstation, oder ein Arranger-Keyboard bedienen derart unterschiedliche Sparten, dass Perfektionismus vieles bedeuten kann. Manchmal ist es genau der vermeintliche Fehler, wie etwa die kleinen Tasten beim microKORG, der einen besonders anmacht und dem Instrument den besonderen Charakter verleiht. Perfekt ist, was mich meine musikalische Vision umsetzen lässt, ohne dass ich auf dem Weg dahin den Faden verliere.
Tüftelst Du gerne an Deiner Hardware herum?
Was die Sounds angeht, bediene ich mich gerne an Presets, und passe die meinen Bedürfnissen an. Ich probiere gerne, Sounds aus dem Nichts zu bauen, komme aber fast immer zu der Erkenntnis, dass schon jemand anderes diesen Job gemacht hat, meistens besser als ich und lande somit wieder beim Preset. Meistens fehlt mir aber auch einfach die Zeit zum Tüfteln. Außerdem finde ich es reizvoll, vorhandene Ressourcen zu nutzen, und mich selber dem Sound anzupassen. Wenn ich einen Flügel auf der Bühne nutzen kann, habe ich ja auch selten die Chance, den dann klanglich zu verändern, abgesehen von der Mikrofonie vielleicht, und muss mein Spiel anpassen.
Auf der technischen Seite habe ich bisher noch jedes Keyboard auseinander geschraubt, was ich in die Finger bekommen habe. Das war als Kind schon so. Ich hatte mal die mechanische Version eines Videospiels geschenkt bekommen. Das, wo Du unten das Raumschiff von links nach rechts lenken musst, und oben Ufos vorbei fliegen, die Du abschießen musst. Alles in einem schwarzen Gehäuse, mit lauter Lämpchen und sich bewegenden Teilen. Natürlich habe ich auch das auseinander geschraubt, um zu sehen, wie das funktioniert. Mit dem Ergebnis, dass es danach nicht mehr funktioniert hat. Das ist zum Glück besser geworden, mein Fender Rhodes Mark I dankt es mir.
Nutzt Du spezifische Libraries, etwa die von Kurt Ader?
Auf dem KRONOS bisher noch nicht. Ich habe das Instrument in der 2015er Version noch nicht so lange im eigenen Besitz und bin noch nicht wirklich an die Grenzen gestoßen. Bisher nutze ich vorerst nur eine uralte Akai-CD von Peter Siedlaczek für die leisen Streicher. Da ist damals so einiges richtig gemacht worden. Cool ist, dass der Akai-Import mit dem Kronos noch geht, und das recht einfach.
Welche Musik hörst Du privat?
Oft gar keine Musik mehr, weil ich manchmal froh bin, wenn meine Ohren frei sind. Ich fange immer an zu arbeiten, wenn Musik läuft. Aber grundsätzlich bin ich totaler Sting-Fan. Einer der wenigen Musiker, der Tasten und Gitarre nebeneinander gleichbedeutend existieren lässt. Eine meiner Lieblingsplatten ist Herbie Hancocks „Imagine“. Das haut mich um, wenn Seal beim ersten Song einsetzt, von Herbie Hancocks Spiel mal ganz abgesehen. Aktuelle Popmusik spricht mich in diesen Tagen nur selten an: Zu viel Produktion, zu viele Loops, zu wenige Musiker.
Übst Du intensiv oder gar nicht mehr?
Als Berufsmusiker ist das Üben Teil Deines Arbeitsprozesses. Du musst Dir schließlich die neuen Songs drauf schaffen, aber im Gegensatz zum Hobbymusiker musst Du Dir die Zeit nicht von Deinem Job oder normalen Alltag wegnehmen. Dadurch passiert das mehr nebenher, und Du kannst nicht mehr unterscheiden zwischen Üben oder regelmäßiger Praxis.
Zum Glück hast du mit Der Zeit bestimmte Techniken, vor allem Hörtechniken, die einiges erleichtern. Irgendwann wir das Spielen auf den Tasten dann ähnlich intuitiv wie Singen. Du musst nicht mehr denken, was der nächste Akkord, oder Ton ist, oder wie Du das greifen musst, sondern du machst es einfach, aus dem Rückenmark sozusagen, ähnlich wie mit allen zehn Fingern zu tippen.
Da ich aber die Gitarristen immer beneidet habe, weil sie in jeder Situation üben, oder einfach nur daddeln können, habe ich mir ein sehr kleines Masterkeyboard gekauft, was ich an mein iPhone anschließen kann. Das funktioniert erstaunlich gut, vor allem im Tour-Bus, oder Backstage, damit ich die neuen Songs nicht nur im Geiste durchgehen muss, mein Gedächtnis ist nämlich unglaublich schlecht.
Nur wenn Klassik gefragt ist, wie beispielsweise bei Produktvideos, die ich gedreht habe, dann muss ich tatsächlich auch am Klavier sitzen und mir die Linien langsam aneignen. Das sind dann schon einige Stunden, die dabei vergehen.
Du lebst in Köln, die Metropole im Karneval und kollektiv verliebt in seinen Fußballverein. Welche Rolle spielen der FC und Karneval in Deinem Leben?
Fußball ist der Grund, warum ich Musiker geworden bin. (lacht) Ich war als Kind schon so unglaublich schlecht auf dem Platz, dass meine Eltern sich das Lachen nur schwer verkneifen konnten und mein Vater mich nach meinem ersten Spiel väterlich, fürsorglich und vorsichtig fragte, ob ich nicht vielleicht doch Lust hätte, es mal mit dem Klavier zu probieren. Das war es dann mit der Fußballkarriere und auch mit der Begeisterung für dieses Thema.
Der Karneval ist einer der Gründe, warum Köln für Musiker beruflich interessant ist. Nicht nur, dass es dadurch viele Jobs gibt, sondern auch durch die Musikszene im direkten Umfeld. Mittlerweile gibt es Karnevalbands und -platten, die aktuellen nationalen Pop-Produktionen in nichts nach stehen. Schwierig wird es, wenn man sich damit nicht identifizieren kann oder will. Aber das steht für mich nicht zur Debatte. Ich bin zwar durch viele Jobs in Sitzungskapellen nicht mehr der totale Jeck, weil das zu einer ziemlich unangenehmen Überdosierung geführt hat, aber genieße doch die gute Laune, und positive Energie, die der Karneval macht. Es gibt viele Musiker, die das anders sehen, und Karneval nur mit Alkohol und schlechtem Humor verbinden. Aber da sind meiner Erfahrungen anders. Ab und zu arbeite ich mit Björn Heuser, einem kölschen Songwriter, der viel für andere schreibt und selber sogenannte Mitsingkonzerte veranstaltet. Das sind dann die Momente, in denen man merkt, dass Karneval tiefer in der Kölner Seele sitzt, als man das von außen betrachtet vermuten würde. Eben nicht nur Alkohol und zotige Witze, sondern etwas sehr verbindendes, ziemlich emotionales.
Lieber Ingo, vielen Dank für Deine Zeit und die spannenden Einblicke in Dein Leben.