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Künstler

2014.01.01

Phil Münch > The Rorschach Garden

Gerade haben „The Rorschach Garden“ ihr drittes Album „The Toy Factory“ auf dem Label Bazooka-Joe veröffentlicht. „Das Schöne ist, dass wir bei dem Label völlige Freiheiten genießen“ schwärmt Phil Münch.

Neben den klassischen Tonträgern sind die Songs auch in verschiedenen Downloadshops erhältlich und ein Titel des aktuellen Albums war im Fiesta-Werbespot von Ford Italien zu hören. Auf die Frage, wie viele Platten sie verkaufen, antwortet Münch: „Das interessiert mich nicht wirklich. Die Hauptsache ist, dass weder wir, noch unser Label draufzahlen müssen. Über Gewinne freuen wir uns natürlich, aber sie sind nicht unser unmittelbares Ziel.“

Musikalisch lässt sich die Band als eine Mischung aus Synthie-Pop der frühen 80er Jahre und modernen Einflüssen wie Click´n´Cuts in geringen Dosen beschreiben. Elektronische Sounds, die dennoch frisch und unverbraucht klingen und ein wenig an die frühen Depeche Mode oder OMD erinnern. Organisiert in Songstrukturen, erzählen die Texte der Musik vom Leben der Musiker und ihrem persönlichen Umfeld.

Phil Münch erzählt: „Auch wenn wir modernen Produktionsmitteln gegenüber alles andere als abgeneigt sind, faszinieren uns einfach die Sounds und die Lebendigkeit, vor allem alter analoger Synthesizer. Unsere Songs atmen, sie sind kein anonymes Massenprodukt, sondern entstehen mit viel Liebe. Menschen mit unserer Musik zu berühren, ist uns wichtiger, als möglichst viel Geld damit zu verdienen. Es geht hier schließlich um Musik.“

Phil Münch hat schon früh Kontakt mit klassischer Musik gehabt und nach der Blockflöte auch Geige und Trompete gelernt. Mit dem Aufkommen der Neuen Deutschen Welle in den frühen 1980er Jahren entdeckte er die elektronische Musik für sich, der er in verschiedenen Projekten und Bands frönte.

Neben „The Rorschach Garden“ ist er in seinem zweiten Projekt „Synapscape“ aktiv, wo die Musik in Richtung Industrial, Rhythm‘noise und Darkambient geht. Bei „The Rorschach Garden“ spielt er nicht nur Keyboards sondern singt und schreibt die Text und ist für die komplette Produktion zuständig. „The Rorschach Garden“ besteht insgesamt aus drei Musikern, denn neben Phil Münch sind Natascha und Babsi ebenfalls an den Tasten aktiv, sei es im Studio als auch live.

Phil Münch mag KORG-Synthesizer wegen ihres eigenständigen Klangs: „Der Sound hatte immer Ecken und Kanten und genau das macht ihn auch so reizvoll“ erzählt Münch und fährt fort: „Dazu gab es immer nette Features wie Step-Sequenzer oder eine nicht ganz alltägliche Klangarchitektur. Und nach wie vor ist der MS-20 einer der auch optisch schönsten Synthesizer, die jemals gebaut wurden.“ Aber auch aktuelle Geräte, wie der microX oder der microKORG haben für ihn ihre ganz besonderen Reize. „Der microX hat einen sehr seidigen und druckvollen Sound und es ist ein Leichtes, wunderbar bewegende und breite Klänge zu erzeugen. Dazu ist die Bedienung am Gerät richtig gut gelöst - den Editor brauche ich nur zur Benennung der Sounds. Die Art, wie das Cursorfeld mit dem Display harmoniert, lässt einen sehr schnell arbeiten.

Verglichen mit manch anderem Virtuell-Analogen, klingt der microKORG nach wie vor sehr überzeugend. Die Electribe ER-1 ist für mich ein Klassiker und man kann sie sehr musikalisch verzerren. Der MS-20 ist nicht nur hervorragend für „fiese Experimente“ geeignet, sondern mein liebster Brot-und-Butter“-Analogsynth, mit dem man schon sehr viele Sounds hinbekommen kann. Der Sigma ist zwar recht speziell, aber dadurch, dass man sämtliche Fußlagen und Wellenformen layern kann, entstehen unglaublich mächtige Solosounds. Verbunden mit der Crossmodulation und dem Bandpassfilter lassen sich sehr eigenständige Klänge erzeugen. Der Poly-61 gehört meiner Meinung nach zu den stark unterschätzten Synthesizern. Gerade in Verbindung mit MIDI lassen sich sehr knallige Bass- und wuchtige Sequenzerlines realisieren.

Aber auch für klassische Flächen ist er klasse. Der Delta ist eine wunderbare Mischung aus Orgel, Strings und Synthesizer und besitzt eine traumhafte Tastatur. Die Architektur, mit nur einem Filter für alle Stimmen, macht ihn zu etwas Besonderem, genau wie der EX- 800, der aber deutlich andere Oszillatoren hat. Die miniPOPS 3 ist zwar wirklich retro, aber sehr charmant. Es macht Spaß, mehrere Rhythmen gleichzeitig anzuwählen und mit dem sich daraus ergebenden Rhythmus weiterzuarbeiten.

Jedes unserer Instrumente besitzt einen ganz eigenen Charakter, sowohl, was den Charme der Bedienung, als auch den Klang angeht. Da ich mich schon seit Jahren für Synthesizer interessiere und ich schon einiges unter meinen Fingern hatte, ist diese Sammlung die derzeitige Essenz meiner Erfahrungen. Auch wenn ich hin und wieder mit Softwaresynthesizern arbeite, besitzt die Hardware eine ungebrochen starke Anziehung auf mich.